„Wir wollen die Fußballfamilie einen, jeder Fan wird unsere traditionelle Gastfreundschaft und Offenheit kennenlernen, denn wir beherrschen es in Russland meisterhaft, Gäste zu empfangen.“, verkündete Präsident Putin bei der Auslosung der Gruppenphase am 1. Dezember 2016 in Moskau. Die Weltmeisterschaft 2018 findet in Russland statt: ein Land das sich als weltoffen bezeichnet, aber massiv gegen die Menschenrechte verstößt.Seit Beginn der dritten Amtszeit von Präsident Putin im Mai 2012 ist der Spielraum für unabhängiges, gesellschaftliches Engagement immer kleiner geworden. Die Zusammenarbeit von internationalen Nichtregierungsorganisationen wird zunehmend als „Agententätigkeit“ gegen die russische Föderation erklärt. Die Menschenrechte, wie die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, ist durch gesetzliche Maßnahmen aber vor allem auch durch willkürliches Handeln der Sicherheitsbehörden begrenzt worden. Die Opposition wird unterdrückt und zum Teil bedroht. Die Medien sind weitgehend gleichgeschaltet, kritischer Journalismus wird verfolgt und Journalisten werden körperlich bedroht, geschlagen oder sogar ermordet. Die LGTBI-Rechte werden angegriffen. Im Allgemeinen besteht ein Mangel an Demokratie und Liberalität. Dies beeinträchtigt seit Jahren auch die gemeinsame Arbeit mit unseren Kollegen und Kolleginnen in Russland. Gemeinsame Aktivitäten, die in Russland stattfinden sollen, sind so im Großteil unrealisierbar geworden.
Im Vorfeld der WM in Russland sprachen viele NGOs die Situation im Gastgeberland an und klärten über Missstände auf. So lud auch der DFB Sprecher von Amnesty Deutschland ein, um die deutsche Nationalmannschaft zur politischen und gesellschaftlichen Situation zu unterrichten.
Der Grund dahinter ist ganz einfach. Es soll keinesfalls eine Haltung vorgeben, sondern lediglich ein differenziertes Bild von der Lage in Russland vermitteln. Zudem trägt man als öffentliche Person auch ein Stück gesellschaftliche Verantwortung, eine Art Vorbildfunktion, in der man sich als mündiger Staatsbürger informiert zeigt und eine gute Informationsgrundlage hat, auf der man in Interviews zurückgreifen kann.
So hofft Peter Franck, Sprecher der Russland-Koordinationsgruppe von Amnesty Deutschland, der die deutsche Nationalelf aufklärte, dass sich während der Weltmeisterschaft mehr Menschen als sonst mit der Menschenrechtssituation in Russland befassen.
Auch Fifa-Chef Infantino meldete sich elf Tage vor Beginn der WM zu Wort. Er sieht die Lage vor Ort entspannt. Kontrovers diskutierte Themen wie Menschenrechte, Doping oder Hooliganismus bereiteten ihm für das Turnier vom 14. Juni bis 15. Juli keine schlaflosen Nächte. Für ihn steht das Fußball spielen im Mittelpunkt und nicht die Politik. Er ist sich sicher, dass Russland sein Ziel erreichen wird, die bisher beste WM zu organisieren.