Sudankrise

Was passiert eigentlich gerade im Sudan? Nachdem das Thema für längere Zeit die Nachrichten beherrschte, tauchte es genauso schnell wieder ab wie die meisten aktuellen Krisen der heutigen Zeit. Das ist der Fluch und der Segen unserer globalisierten und schnelllebigen Nachrichtenkultur: Es kann zwar durch den fast unbegrenzten Informationsfluss überall auf internationale Nachrichten zugegriffen werden, allerdings hält der mediale Druck nicht lange Stand und die Weltöffentlichkeit wendet sich rasch wieder anderen Themen zu. Wie können wir den Sudanesen helfen, die immer noch unter Einsatz ihres Lebens echte demokratische Verhältnisse einfordern? Mit medialer Aufmerksamkeit, da diese Handlungsdruck bei den Verantwortlichen erzeugt und sie unter ständige internationale Beobachtung stellt! Das bedeutet, das Interesse der internationalen Gemeinschaft am Sudan muss anhalten, um einen demokratischen Wandel zu fördern – obwohl die Lage undurchsichtig und die Machtkonflikte vielschichtig sind. Am 12. September gab es den ersten großen Protest im Sudan nachdem der Power-Sharing Deal im August unterzeichnet worden ist. Dieser wurde als Sieg der prodemokratischen Bewegung gefeiert, weil als Übergangsregierung nun ein souveräner Rat fungiert, der jeweils zur Hälfte aus Zivilisten und Generälen besteht. Die Gefahr einer Militärdiktatur ist so hoffentlich fürs Erste abgewendet. Allerdings war es schon schwer genug, einen solchen Kräftebalanceakt auf die Beine zu stellen, und jetzt muss dieser mühsam zusammen gehaltene Rat die gewaltigen und tiefverwurzelten politischen und ökonomischen Probleme lösen, die das dreißigjährige Bashir-Regime hinterlassen hat. Die Protester des 12. Septembers fordern beispielsweise Gerechtigkeit für die rund 100 getöteten Demonstranten des Juni Massakers und die Ernennung neuer Justizbeamter – aber die Verantwortung für das Massaker liegt teilweise bei eben jenen Generälen, die gerade im Übergangsrat sitzen. Diese wollen zudem eine gerichtliche Investigation ihrer Korruptionsvorwürfe und krimineller Machenschaften um jeden Preis verhindern. Es bleibt abzuwarten, ob dies die ohnehin fragile Regierungssituation zum Umsturz bringt. Die Bevölkerung setzt ihre Hoffnungen auf den neu ernannten Premierminister Abdalla Hamdok, der schon für die UN Wirtschaftskommission für Afrika tätig war und zwei politische Richtlinien bekannt gab: Wirtschaftlicher Aufschwung und Frieden.

6. Oktober 2019